Übrigens, zur Fehmarnbeltquerung nebst Hinterlandanbindung:
Als die Sundbrücke gebaut werden sollte, haben dagegen auch viele Fehmaraner Zeter und Mordio gebrüllt. Verschandelt nur die Landschaft und bringt mehr „Europäer“ und Unruhe auf die Insel. Klar hätte man damit selbst leichter aufs Festland kommen können, aber da wollte man ja eh nicht hin.
Sogar als vor gut 110 Jahren das Dampftrajekt über den Sund eingeführt wurde, haben viele Fehmaraner das als unnötigen Firlefanz abgetan, genau wie die Inselbahn.
Wenn die Fehmaraner immer ihren „Bloß nix verändern“-Dickkopf durchgesetzt hätten, hätten wir heute noch die „Arche Noah“. Das war ein kleiner Segelprahm, der als Fähre auf Höhe der heutigen Sundbrücke den Fehmarnsund überquerte. Das Boot war so klein, daß man unabhängig vom Wetter nie trocken blieb. Je nach Wind brauchte es für die gut zwei Kilometer von einer Viertelstunde bis zu einer vollen Stunde. Den Fehmaranern hat das gereicht, weil sie es nicht anders kannten und die meisten von ihnen das Ding eh nie benutzt haben.
Und wenn der Prahm sich nicht in den 1890ern in einem Orkan losgerissen hätte und dann auf Felsen zerschellt wäre, wäre die hauptsächliche Verbindung zwischen Fehmarn und „Europa“ heute ein Segelboot, das weit über 500 Jahre alt ist. Wozu ersetzen, ist doch noch gut, geht doch noch. Es gab ja auch einen größeren Prahm, den haben sie aber nur genommen, wenn mal ein Fuhrwerk übersetzen wollte.
Sogar Verbesserungen am Anleger würden Fehmaraner wohl kritisch sehen. Auf der Festlandsseite hätten wir immer noch dieselbe kleine Fährstation. Und auf Fehmarn hätten wir immer noch dieselben ollen Bretter, die lose auf die Steine am Ufer geschmissen worden waren. Tut doch, was es soll. Und über zwei Kilometer weit über den Sund bölken, wenn man mal übersetzen will, und hoffen, daß der Fährmann das mitkriegt – das hat doch auch immer irgendwie funktioniert. Auch ohne so’n Quatsch wie’n Fahrplan.
Dann kam aber das Dampftrajekt. Das war kaum in Betrieb, da hat kaum ein Fehmaraner der „Arche Noah“ eine Träne nachgeweint. Und mal „nach Europa“ zu fahren, war jetzt vielleicht doch mal ganz reizvoll, und sei es nur nach Heiligenhafen, Oldenburg, Neustadt, Eutin oder Lübeck.
Als die Sundbrücke eröffnet war, haben die fehmarnschen Autofahrer sich gefreut, daß sie nach Lübeck jetzt nur noch bummelig eine Stunde brauchten.
Und wer kein Autofahrer war, mußte nicht mehr mit der „Therese“ unter Mitnahme aller Milchkannen, von einer Fährüberfahrt ganz zu schweigen, nach Heiligenhafen oder Lütjenbrode tuckern, da dann umsteigen und unter Mitnahme von noch mehr Milchkannen und womöglich einem weiteren Umstieg in Neustadt nach Lübeck weiterfahren. Statt dessen kam man mit einem komfortablen D-Zug von Puttgarden aus in etwas mehr als einer Stunde nach Lübeck und in vielleicht zwei Stunden nach Hamburg. Bis Lübeck meistens sogar ganz ohne Halt.
Außerdem, na ja, irgendwie sah der „Kleiderbügel“ dann doch schick aus. Da konnte man als Fehmaraner stolz drauf sein, sowas zu haben.
Wenn erst die Fehmarnbeltquerung und die Hinterlandanbindung fertig sind, werden sich viele Fehmaraner darüber auch freuen. Keine Staus mehr vor der Sundbrücke, weil da irgendwas klemmt oder die Touris beim Bettenwechsel mal wieder die E 47 Richtung „Europa“ überlasten. Keine Sperrung der einzigen Querung des Fehmarnsunds mehr für Wohnwagengespanne und Hühner wegen irgendeines Sturms. Lange Staus von Puttgarden bis aufs Festland, weil die Abfertigung im Fährhafen nicht geht oder die Fähren wegen Orkans gar nicht fahren, und der Fehmaraner kommt nicht nach Hause? Gehört dann auch der Vergangenheit an.
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